Ein Trauer-Ritual in Gemeinschaft, inspiriert von Sobonfu Somé
(Do.) 31. Oktober – (So.) 03. November in der Gemeinschaft Schloss Tempelhof
mit Jessica Heiler, Andreas Rummel und Susan Hough (USA)
Es gibt viele Momente, die Trauer auslösen können. Lebenskrisen, Verluste, Niederlagen. Es gibt viele Erlebnisse, die Verletzungen verursachen. Es gibt auch viele Momente, in denen wir andere Menschen verletzten. Und es gibt unendlich viele weitere Gründe, warum Trauergefühle entstehen können.
Nicht alles wird ausreichend betrauert, um nährend integriert zu werden. Es entsteht eine Schicht der verbliebenen Trauergefühle, die ganz subtil die Lebensfreude beschattet, die Lebenskraft reduziert und die Gesundheit belastet.
An diesem verlängerten Wochenende wird es einen sicher gehaltenen Raum geben, um Trauergefühle auszudrücken und besser zu integrieren.
Kosten und Anmeldung
Das Trauer-Ritual findet in der Lebensgemeinschaft Schloss Tempelhof bei Crailsheim statt. Die Zahl der Teilnehmenden ist auf max. 60 Personen begrenzt, sodass eine frühzeitige Anmeldung empfohlen wird.
Seminargebühr: 390 Euro Ermäßigt: 330 Euro
zzgl. Unterkunft und Verpflegung
Zur Anmeldung lade dir bitte das Anmeldeformular herunter und schicke es ausgefüllt und unterschrieben an: juliatalk(at)posteo.de.
Seminarbeginn: Donnerstag, 31. Oktober um 15:00 Uhr
Seminarende ist das Mittagessen am Sonntag, 3. November um 13:00 Uhr
Wem es aus finanziellen Gründen unmöglich erscheint zu kommen, möge sich bei uns melden.
Seminarleitung
Jessica Heiler
Jessica lebt mit ihrem Mann und ihrer Tochter in der Lebensgemeinschaft Sieben Linden. Sie ist die Gründerin von Leben in Einheit und leitet die Ausbildung in naturverbundener Ritualarbeit. Jessica praktiziert seit über 15 Jahren im Bereich der Körper- und Heilarbeit und lernt von Mentoren und Ältesten verschiedener Traditionen was es bedeutet in Verbundenheit zu leben und das Spirituelle in unsere materielle Welt zu bringen.
Andreas Rummel
Seit 2008 lernt Andreas intensiv von indigenen Kulturen über Naturverbindung und MenschSein. 2012 kam die Erweiterung in Form der westafrikanischen Dagara-Tradition dazu, die mit der dreijährigen Ausbildung zur naturverbundenen Ritualarbeit bei Sobonfu Somé in ihm tief angebunden wurde. Seit 2017 begleitet Andreas Ausbildungskurse in naturverbundener Ritualarbeit in der Dagara-Tradition und forscht intensiv zum Thema MannSein.
Susan Hough
Susan Hough lebt und arbeitet in Kalifornien (USA). Als Älteste, Mentorin und CTI Life Coach begleitet und unterstützt sie seit über 35 Jahren Menschen dabei in ihre Kraft zu kommen und ihre Gaben zu schenken. Susan hat 18 Jahre an Sobonfus Seite gearbeitet und gewirkt. Seit Sobonfus Abschied ist sie Vorsitzende der von Sobonfu gegründete Stiftung „Wisdom Spring“ und führt mit viel Hingabe Sobonfus Arbeit fort.
Mehr Infos über Susan und Wisdom Spring findest du hier: https://www.livingyourgifts.com
https://wisdomspring.org/pages/our-story-1
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Wie kommt es zu ungelöster Trauer?
Im Kindesalter zeigen sich diese Gefühle dann auch gleich in voller Größe und werden meist unmittelbar ausgedrückt und damit meist auch ausagiert. Das Lebensglück kehrt rasch in ebenso voller Größe zurück. Auch als Erwachsener ist es möglich, Trauergefühle unmittelbar wahrzunehmen und auszudrücken. Nur ist es in unserem Kulturkreis nicht üblich.
So werden viele kleinere und größere Trauer-Sequenzen kaum beachtet. Und wenn doch, dann sind sie eher individuelle Last und werden meist nur persönlich getragen. Oft kommt auf diese Weise einiges zusammen im Laufe des Jahres, der Jahre … und nicht alles wird ausreichend betrauert, um nährend integriert zu werden.
Sedimente der Trauer
Es entsteht eine Schicht der verbliebenen Trauergefühle und verschattet ganz subtil das Lebensglück und reduziert die Lebenskraft. Soweit, so normal – in unserem Kulturkreis.
Aber es ist durchaus wünschenswert, auch in diesem Bereich des Seins ab und zu aufzuräumen. Dafür braucht es Zeit und einen sicher gehaltenen Raum. Es braucht eine besondere Atmosphäre für dieses Aufrühren der Sedimente. So wird es möglich zu betrauern, fließen zu lassen und Verstrickungen zu lösen. Sich auf einen solchen Prozess einzulassen, braucht Mut und gelingt in Gemeinschaft leichter.
Trauer in Gemeinschaft
Das Trauer-Ritual, mit dem wir arbeiten, stammt in seinen Grundlagen aus der Kultur der Dagara aus Westafrika. Dort ist es als wesentlicher Bestandteil der Dorfkultur „nichts besonderes“, sondern dient dazu, das Lebensglück und eine Kultur von Verbindung in der Dorfgemeinschaft aufrecht zu erhalten.
Um dieses spezielle Werkzeug in unserem Kulturkreis sinnvoll anzuwenden, braucht es ebenso ein Gefühl von Gemeinschaft.
Gemeinschaft zum Trauern
Im menschlichen Urinstinkt ist die Sehnsucht nach Zugehörigkeit, nach Gemeinschaft fest verankert. Sie lebt tief in uns Menschen und meldet sich nur sehr zaghaft. Diese „schlafende Fähigkeit“ kann geweckt werden und – wenn auch nur temporär – ein Gefüge von Gemeinschaft entstehen lassen. Auch dafür gibt es Werkzeuge, die Gemeinschaftsgefühle lebendig werden lassen.
Werkzeuge und Kulturkreise
Der Gemeinschaftsaspekt wird in unserem Kulturkreis seit langer Zeit vom zunehmenden Individualismus verdrängt. Die Werkzeuge für die Entwicklung von Individuen sind weit verbreitet und dienen meist der „Selbstoptimierung“. Bewährte und funktionierende Werkzeuge für die Entwicklung von Gemeinschaften finden wir dagegen vor allem in indigenen Kulturkreisen. Und so sind wir dankbar für jeden lehrenden Menschen aus diesen Kulturkreisen, die uns teilhaben lassen an ihrem Wissen und ihrem Erfahrungsschatz.
Sobonfu Somé
Sobonfu (+2017) war eine solche Lehrerin für uns. Sie hat uns über Jahre gelehrt, wie uralte Werkzeuge einer zunächst „fremden Kultur“ eine segensreiche Wirkung sowohl auf Individuen als auch Gemeinschaften entfalten können.
Mit allem gebührenden Respekt vor den Ritual-Werkzeugen der Dagara und in tiefer Dankbarkeit für Sobonfu Somé nutzen wir das spezielle Trauer-Ritual, um in Gemeinschaft die schwere Last ungelöster Trauer in unseren Herzen zu erleichtern.
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Ein erster Schritt
Die Erfahrung kollektiver Trauerarbeit mag sehr heilsam sein, ein Allheilmittel kann es nicht sein. Eine „vollständige Spontanheilung“ ist nicht zu erwarten, wohl aber ein erster Schritt zu einem neuen Umgang mit belastenden Gefühlen. Neben den Vorzügen der kollektiven Trauerarbeit werden auch ganz individuelle Möglichkeiten erlebt und bewusst vermittelt. Das Erlebte soll stärken und ermutigen – oder moderner formuliert – resilienter machen.
Grenzen erkennen
Die Teilnahme an dieser Veranstaltung kann keine therapeutische Bearbeitung persönlicher Themen ersetzen. Wir ordnen unsere Arbeit in diesem Zusammenhang eher als Ergänzung ein. Wer unter schweren psychischen Belastungen zu leiden hat, möge sich damit an therapeutische Fachkräfte wenden.
Im akuten Fall ist z.B. die Notrufnummer 112 eine sicher erreichbare Stelle, die unmittelbare Hilfe in der Region anbieten kann. Auch die Telefonseelsorge (0800 111 0 111 oder für Kinder und Jugendliche: 0800 111 0 333) kann eine gute Hilfe sein, ist aber mitunter schwer zu erreichen.
Da wir aus langjähriger (auch eigener) Erfahrung wissen, wie schwer es ist, sich mit Hilflosigkeit zu zeigen, ohne weitere Verletzungen zu riskieren, möchten wir auf einige Hilfsangebote und Möglichkeiten hinweisen, die das Internet bietet:
Diese findest du unter diesem Link…